Der Krieg Rußlands in der Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen. Stimmt das?

Von Alwin Altenwald

Diese Sätze: „Rußlands Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen“ und „Rußland ohne Wenn und Aber verurteilen“ finden wir in Dutzenden von Artikeln von linker Seite seit dem Beginn des Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine. Diese Sätze werden vorgeschaltet um dann auf die Vorgeschichte des russischen Einmarsches zu kommen und ihn zu erklären.

In ihrem Artikel, dem ansonsten nur Lob zu zollen ist, macht es Petra Erler ähnlich, wenn sie schreibt: „Deshalb muss man Russland ohne Wenn und Aber verurteilen, zum Mittel des Krieges gegriffen zu haben“.

Der Artikel von Petra Erler heißt: Zu Lügnern und Lügen in Zeiten des Krieges

https://petraerler.substack.com/p/zu-lugnern-und-lugen-in-zeiten-des

Gegen diese Argumentation von Petra Erler u.a. ist einzuwenden:

Bei so einen Satz liegt es auf der Zunge, sie zu fragen: Wie lange hätte Putin dann noch warten sollen?

Gründe für den Einmarsch der russischen Truppen

Denn dann beschreibt Petra Erler selbst ausführlich und überzeugend, warum Rußland sich gezwungen sah, in die Ukraine einzumarschieren.

Nachdem seit mehr als 10 Jahren die Ukraine von den USA und anderen Nato-Staaten mit Waffen vollgepumpt wird,

nachdem ukrainische Truppen, einschließlich rechtsextremer Bandera-Truppen in den USA und anderen Nato-Staaten ausgebildet werden,

nachdem die ukrainischen Regierungen das Kiew II abkommen blockierte und damit die Befriedung des Donbass verhinderte,

nachdem Selenski im vorigen Jahre androhte, die Krim und Donezk und Lugansk zurück zu erobern und Atomwaffen forderte.

Wie lange sollte die russische Führung diesem Spiel noch zusehen?

Putin hatte sich seit seinem Amtsantritt 2000 um eine Aufnahme in den Kanon kapitalistischer Staaten bemüht und ein Haus Europa vorgeschlagen.

Das wurde von den USA abgelehnt, sie wollen wie seit Jahrzehnten, eine Annäherung, besonders Deutschland, an einen euro-asiatischen Block verhindern, um jeden Preis.

Zwei Ebenen der Beurteilung des Ukraine-Krieges

Es gibt zwei Ebenen der Beurteilung des Ukraine-Krieges, den des staatlichen Blickes, wo zu erwarten war, daß irgendwann für Putin die „rote Linie“ überschritten ist.

Ich persönlich hatte gedacht, daß Selenski seine Drohung, die Donbass-Gebiete zurück zu erobern, wahr machen würde. Dort stand ja der Großteil der ukrainischen Truppen. Und daß dann die Gelegenheit für Putin wäre, in die Ukraine einzumarschieren. Rußland hätte dann nicht als Aggressor dagestanden!

Die zweite Ebene der Beurteilung ist die persönliche Sichtweise nach den eigenen Werturteilen. Ich bin für das Vermeiden von Leid für alle Menschen und erst recht den vorzeitigen Tod. Von daher, zugegeben einem utopisch-idealistischen Standpunkt, bin ich für eine soziale Verteidigung bei einem Einmarsch fremder Truppen. Dazu müssen die Menschen eines Staates vorbereitet und trainiert sein. Das würde nur einen Bruchteil von Leid und Tod bedeuten! Das war in der Ukraine nicht der Fall und es war klar, daß sich viele Menschen in den nicht russisch-sprachigen Gebieten mit der Waffe in der Hand gegen den russischen Einmarsch wehren würden.

Ist es nicht ein wahnsinniger Widerspruch, wenn Menschen dafür sind, daß Waffen in die Ukraine geliefert werden, womit Leid und Tod produziert werden und gleichzeitig für die Verbesserung des Gesundheitssystems, um Leiden zu mildern und den Tod zu verhindern?

Verhandlungen um Krieg zu beenden!

Um Leid und Tod zu vermeiden dürfen keine Waffen in die Ukraine geliefert werden! Die Kriegsparteien, Rußland und Ukraine müssen Verhandlungen aufnehmen, um die Kriegshandlungen zu beenden, wobei sich die Ukraine über die Interessen der USA hinwegsetzen muß, für die es einen Stellvertreterkrieg führt.

Alles Verhalten, das die Regierungen Rußlands und der Ukraine zu Verhandlungen nötigt sind zu begrüßen: Das Desertieren russischer wie ukrainischer Soldaten. Den Flüchtlingen aus der Ukraine ist zu helfen, allerdings ohne Bevorzugung vor Flüchtlingen aus Syrien, Lybien und anderen Staaten!

Bedrohungen wie noch nie in der Geschichte!

Es kommen Bedrohungen auf die gesamte Bevölkerung zu wie noch nie in unserer Geschichte: Der digitale Überwachungsstaat, das Great Reset.

Das Bewußtsein für diese Gefahren und die Gegenkräfte von links sind bisher marginal. Nachdem die Linkskräfte seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 in Bezug auf Coronamaßnahmen der Bundesregierung versagt haben und jetzt auch viele Linke für die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine votieren, wird es dringend, daß sich die Linke neu formiert. Als Parallele kommt einem August 1914 in den Sinn, als sich die SPD- und ADGB-Führungen auf die Seite des deutschen Imperialismus schlugen und die deutsche Arbeiterklasse mit auf die Schlachtfelder schickten. Nach einem Schock sammelten sich die Linksradikalen und begannen sich 1915 in Zimmerwald und 1916 in Kienthal neu zu formieren.

Eine Neukonstituierung der Linken steht heute für uns an!

Ein praktischer Schritt dazu ist aktuell die Propagierung von Neutralität und als Folgerung die Folgerung der Bildung eines Bündnisses der Blockfreien Staaten. Es gilt, eine Massenbewegung für diese Ziele zu initiieren. In dieser Massenbewegung ist für die Position zu werben, daß es um die Abschaffung kapitalistischer Herrschaft geht.

Während es 1960 in Bandung bei dem Bündnis Blockfreier Staaten durch Tito, Castro, Nehru und anderen noch um eine Gründung „von oben“ ging, geht es heute um eine „Bewegung von unten“, die ihre Staatsführungen zu Neutralität und Blockfreiheit zwingt.

Heute ist es die Strategie, uns vor einem 3. Weltkrieg zu bewahren. Die Blockfreien Staaten/Gesellschaften geben sich die Aufgabe, zwischen den übrigen Blöcken, also den USA und China zu vermitteln.

Im jetzigen Zustand sind Deutschland und die anderen westlichen Staaten Kriegsparteien im Konflikt zwischen Rußland und der Ukraine und können keine Vermittler sein!

Das Verhältnis Deutschlands zu den USA

Die seit 1945 erzwungene Westbindung muß gekappt werden. Wir müssen in freundschaftlicher Beziehung zu den Menschen aller Nationen leben aber in Distanz zu den Regierungen. Zu Rußland ist ein ökonomisches und politisches Verhältnis eines euroasiatischen Blocks herzustellen. Genau dies wird von den USA seit über 100 Jahren als größte Gefahr angesehen und verhindert. Zbigniew Brzeziński ist der akzentuierteste Warner vor dieser „Gefahr“.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zbigniew_Brzezi%C5%84ski

Rußland und die westeuropäischen Staaten, besonders Deutschland wären sich eine ideale ökonomische Ergänzung, Rußland mit seinem enormen Rohstoffreichtum und Deutschland/Westeuropa mit seinem technischen know-how.

2 Replies to “Der Krieg Rußlands in der Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen. Stimmt das?”

  1. Ausgezeichnet,

    der Artikel bleibt nicht bei Klagen stehen, sondern gibt und einen Hinweis auf eine NEUTRALITÄTSPOLITIK und zu einem entkrampften, wirtschafltichen Verhältnis zu Russland.
    Er beschreibt das Verhältnis der westlichen Staaten zu den USA richtig als ein Hörigkeitsverhältnis unf fordert eine Abkehr von der Vassallenpolitik.
    Sehr gut
    Alles Gute Peter

  2. Ich gestatte mir zu bemerken, dass auch in diesem Artikel meiner Meinung nach vier Dinge fehlen, nämlich
    !.
    dass jede „Unterstützung“ der Ukraine mit Waffen in Wahrheit eine Unterstützng des Kampfs des „Imperiums USA, der skrupellosen Weltmacht“ (D.Ganser), in ihrem „langen“ (Biden) Stellvertreterkrieg ist
    2.
    dass auch dieser Krieg sich in die Kette der Kriege um Öl und Gas, das heißt um die Kontrolle der Energieströme dem Ende der SU einreiht. Nach dem „Scheitern“ von NABUCCO, Southstream und dem Gasbezug per Pipeline aus dem Iran und Katar über Syrien durch den Syrienkrieg, ist die Verhinderung von Nordstream-2 das erklärte Ziel der USA. Damit verbunden ist nicht nur eine Schwächung Russlands, sondern auch der deutschen Wirtschaft. Die USA haben eine „Farbrevolution“ für Russland vor, welche das beharrliche Vorbereiten und Festhalten am Krieg der USA erklärt.
    3.
    dass der Gaskrieg von den USA durch ihre Sanktionspolitik ausgeht, der nicht nur die russische, sondern auch die deutsche, wie auch die gesanteuropäische Wirtschaft schwächen soll, weshalb die Forderung von Oskar Lafontaine, Nordstream-2 zu öffnen, ein erster Schritt wäre, dem „Führungsanspruch“ der USA zu widersprechen.
    4.
    damit wäre auch der Weg des Widerstands der Bevölkerung gezeichnet: Aus eigenen sozialen Gründen, dem Führungsanspruch der USA entgegenzutreten: Wir frieren nicht für die Vorherrshaft der USA!

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