Die Besetzung der Werft HDW vor 52 Jahren erregte nationales und internationales Aufsehen

Die Besetzung der Werft HDW vor 52 Jahren erregte nationales und internationales Aufsehen

Der Kollege Rudi Christian, damals selbst beschäftigt bei einer Hamburger Werft und Betriebsratsvorsitzender, hat jetzt seine Erinnerungen an die damaligen Arbeitskämpfe aufgeschrieben. Er ist DKP-Mitglied und stellt die Kämpfe dar im Zusammenhang mit der Wichtigkeit von Betriebsgruppenarbeit.

Die Hamburger Genossen der Gruppe Arbeiterpolitik haben in der Zeitung Arbeiterpolitik in mehreren Ausgaben viele Artikel zu den damaligen Klassenauseinandersetzungen verfaßt.
Eine Auswahl ist als pdf einsehbar.
Beides zusammen, der Darstellung von Rudi Christian und die Analysen und Berichte der Gruppe Arbeiterpolitik geben einen Eindruck der Geschehnisse von damals wieder.

Der Autor René-Burkhard Zittlau fragt:
„Ist es möglich, aus der Geschichte zu lernen? Viele junge Leute meinen, es sei Zeit, den Blick nach vorne zu richten – sprich: auf den Blick nach hinten zu verzichten.“
Wir meinen, daß es unabdingbar ist, aus der Geschichte zu lernen! Um so mehr, als wir – und damit vor allem die jüngeren Generationen, die im oder vor dem Erwerbsleben stehen – vor riesigen Aufgaben stehen angesichts von Aufrüstung, Kriegsgefahr, Klimakrise, Finanzkrise. Für uns als GewerkschafterInnen gilt es, ganz konkret, sich nicht nur besser zu vernetzen sondern eine Gewerkschaftsopposition zu organisieren, lokal und bundesweit.

Es gab ab 1968 in vielen Hamburger Groß- und Mittelbetrieben Betriebsgruppen kommunistischer Parteien, am stärksten wohl vom KB (Kommunistischer Bund), der in Hamburg gegründet wurde und hier seinen Schwerpunkt hatte. Die Stärke der einzelnen Gruppen war je nach Branche und Betrieb unterschiedlich. Leider bekämpften sich diese Gruppen oft gegenseitig, der lachende Dritte war nicht nur die Geschäftsleitung sondern auch die AfA der SPD.(Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen).
Außerdem findet ihr Hinweise auf Broschüren von Bernie Kelb: „Betriebsfibel“ und „Organisieren oder Organisert werden“, das Buch „Was der Mensch wert ist. Hamburger HDW-Werftarbeiter schreiben ein Buch“ und das Buch von Rainer Thomann „Betriebsbesetzung“.
Der Rückblick gibt einen anschaulichen Blick auf die kämpferische Haltung der Werftarbeiter damals und die solidarische Unterstützung und riesengroße Anteilnahme der Hamburger Bevölkerung, nicht nur beim HDW-Streik sondern auch bei Pohl&Jozwiak. Das steht im krassen Gegensatz zu heute. Als im vorigen Jahr der Hamburger Senat den Hafen an den MSC verscherbelte, gab es nur schwachen Widerstand bei den HafenarbeiterInnen und fast keine Resonanz in der Hamburger Bevölkerung!
Nach dem vergeblichen HDW-Streik sagten KollegInnen: Gewinner waren wir nicht, aber wir haben gekämpft! Der Unterschied zu heute ist: Es wird oft nicht der Kampf aufgenommen!
Ein trauriger Zustand, der zeigt, wo wir stehen, wenn wir anfangen müssen eine gewerkschaftliche und gesellschaftliche Opposition aufzubauen!
Die kapitalistische Gesellschaftsform befindet sich im Niedergang und die DGB-Gewerkschaften auch. Für die Gewerkschaftsführungen und die meisten ihrer Funktionäre ist das aber kein Grund, ihren sozialpartnerschaftlichen Kurs aufzugeben, um kämpferisch zu den Gewerkschaftsursprüngen, der Überwindung des Kapitalismus zurückzukehren. Wir sind gefordert.

Rudi Christian: Über das Wirken und das Potenzial kommunistischer Betriebsgruppen am Beispiel der Hamburger Werften zwischen 1968 und 1988

Arbeiterpolitik Nr. 3/4 1983
Massenentlassungen bei Howaldtwerke-Deutsche Werft. Die Arbeiter wollen sich wehren – ist die IG Metall eine Hilfe?
Überproduktionskrise im Weltschiffsbau
Der Kampf um HDW
Chronik
Die Rolle von SPD und IGM
Salzgitter: Praktische Solidarität mit Hamburger Werftarbeitern
Staatliahe Hilfe für die Werftarbeiter?
Wilhelmsburg: Ein Stadtteil stirbt wenn die Pläne verwirklicht werden
Bürgerproteste
Wie geht es weiter?
IGM und „Aktive Metaller“
https://arbeiterpolitik.de/1983/05/arbeiterpolitik-nr-3-4-1983/

 

Arbeiterpolitik Nr. 6/7 1983
Nach Betriebsbesetzungen bei HD W und AG Weser: Jeder stirbt für sich allein
Fragen zur HDW- und AG-Weser-Besetzung
HDW- und MAN-Frauen mischen sich ein
Nimmt die IGM die ausgeschlossenen »Aktiven Metaller« wieder auf?
Chronik der Besetzung bei HDW

https://arbeiterpolitik.de/1983/10/arbeiterpolitik-nr-6-7-1983/

 

Arbeiterpolitik Nr. 2/1988
Die Werft HDW/Ross wird platt gemacht: Innergewerkschaftliche Konfrontation wird unvermeidlich!
»Die Werft HDW/Ross wird platt gemacht« als PDF
20 Seiten

 

Was der Mensch wert ist
Hamburger HDW-Werftarbeiter schreiben ein Buch (128 Seiten)
Autoren: Birgit, Rudolf, Sveto, Hans, Klaus, Christoph, Thomas, Hermann, Hans, Alfred, Reinholf, Arno, Albert, Ali, Messud, Sretko, Walter, Stevan, Wolfgang, Harlit, Gerd, Alfons, Wolfgang
Da Werftarbeiter meistens Schiffe bauen und selten Bücher schreiben, möchten wir allen Menschen, die zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben, danken!
Mitherausgeber: HDW- und Metaller Arbeitslosenzentrum e.V., Thedestr. 99
Verlag: Theorie und Praxis Verlag, Hamburg

 

Betriebsbesetzungen
… als wirksame Waffe im gewerkschaftlichen Kampf
Eine Studie aktueller Beispiele (2010). 140 Seiten
Herausgeber Rainer Thomann
Anmerkung:
Dieses Buch von 2010 sollte aktuell von Bedeutung sein! Angesichts dessen, daß tausende Betriebe geschlossen haben oder ins Ausland verlagert wurden wegen der Energieverteuerung durch die Sprengung von Nordstream und den Ersatz durch mehrfach teures LNG-Gas aus den USA.
Und durch die Krise in der Autoindustrie, dh, der Schließung von Autowerken und Zuliefererbetrieben.
Wie können sich Belegschaften dagegen wehren? Durch Streiks, Betriebsbesetzungen, Umstellung auf menschenfreundliche Produkte (Konversion).
Das Buch von Rainer Thomann beschreibt erfolgreiche und gescheiterte Betriebsbesetzungen! Aus allen kann in der Zukunft gelernt werden! (DW)

 

Betriebsfibel (44 Seiten)
Verfasser Berni Kelb
Als pdf herunterladen:
https://syndikalismus.wordpress.com/2010/04/15/wiederherausgegeben-die-%E2%80%9Ebetriebsfibel%E2%80%9C-fur-revolutionare-betriebsarbeit-von-berni-kelb/

„Organisieren oder organisiert werden!“
https://www.machtvonunten.de/linke-bewegung.html?view=article&id=267:organisieren-oder-organisiert-werden&catid=22:linke-bewegung
Anmerkung zu Berni Kelb:
Er entstammte einer kommunistischen Hambuger Arbeiterfamilie. Er war FDJ-Sekretär. Wegen Differenzen mit der Hamburger Parteiführung wurde er in die Produktion geschickt und arbeitete in mehreren Metallfirmen. Die dort gemachten praktischen Erfahrungen flossen ein in die beiden Broschüren. Berni Kelb wurde später als der erste Autonome bezeichnet.
Besonders die Betriebsfibel hatte eine sehr große Verbreitung unter Linken. Und hatte viele Auflagen, auch Raubdrucke.
Sie rät jungen engagierten KollegInnen in den Betrieben, kleine klandestine Gruppen zu bilden – er nennt sie Betriebskomitees – ungeachtet der Zugehörigkeit zu Organisationen, der Ethnie oder Religion. Gemeinsames Ziel ist der Kampf gegen den Eigentümer, die Geschäftsleitung, gegen die Unterdrückung im Betrieb.
Das Büchlein wurde zwar sehr viel gekauft, aber seine Empfehlungen wurden selten umgesetzt, weil es die Zeit war, wo viele der aktiven KollegInnen schon in maoistische, Moskau-treue oder trotzkistische Parteien eingetreten waren und sich oft heftigst untereinander bekämpften. Nutznießer in den Betrieben war nicht nur der Kapitalist sondern auch innerhalb der Gewerkschaft die AfA (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen der SPD), die ihre Aufgabe darin sah, für sozialen Frieden im Betrieb zu sorgen. Ein Zusammengehen nach Kelbscher Manier gegen den gemeinsamen Gegner war unmöglich.
Auch wenn seine Broschüren über 50 Jahre alt sind, sind sie doch heute für den Aufbau von Betriebsgruppen (oder Betriebskomitees) sehr hilfreich! (DW)

 

 

 

 

 

 

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