Jour Fixe 228

Datum: 04/09/2024
Uhrzeit: 18:30
Ort: Bartelsstr. 25, (bei Atif, Hinterhof). 5 Minuten von U-/S-Bahn Sternschanze. 7 Minuten von U-Bahn Feldstr.
Jour Fixe
Solidarisch Gröpelingen
Solidarisch Gröpelingen

Einladung zum 228. Jour Fixe am 04.09.2024 um 18 Uhr 30

Erfolgreiche Stadtteilarbeit in Bremen-Gröpelingen

KollegInnen der Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen berichten
Organisierung von Arbeiter*innen mit und ohne bezahlte Arbeit

 

Die Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen gibt es seit 2016. Sie ging damals hervor aus Diskussionen um die Frage, wie linke Politik und Organisierung stärker mit dem Alltag von Menschen verbunden werden kann, die unter prekären Arbeits- und Lebensbedingungen leben. Unter dem Motto „revolutionäre Stadtteilbasisarbeit“ begannen sich damals bundesweit einige Gruppen in Stadtteilen zu organisieren. So auch die Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen. Anfangs organisierte die Stadtteilgewerkschaft offene Treffen, zu denen sie Bewohner*innen aus Gröpelingen, einem armen Stadtteil in Bremen, einlud um über die existierenden Problemlagen zu sprechen. Erklärtes Ziel war es, die Möglichkeit gemeinsamer Kämpfe auszuloten, Bewohner*innen zusammen zu bringen und über die Erfahrung gemeinsamer Solidarität und Kämpfe auch eine Politisierung zu ermöglichen. Über einige Jahre entstand so das Mietkampfkomitee, in dem sich vor allem Mieter*innen von vonovia organisierten um sich gegen Abzocke bei den Betriebskosten kollektiv zu wehren. Zudem gab es Versuche, einen Treffpunkt für Leiharbeiter*innen jenseits des Arbeitsplatzes aufzubauen, wofür die Stadtteilgewerkschaft vor den Logistikbetrieben Flyer verteilte. In dem angemieteten Raum wurden darüber hinaus soziale, kulturelle und politische Veranstaltungen und Aktivitäten organisiert.

Anfang 2020 – kurz vor Corona – wurde allerdings deutlich, dass der bisherige Ansatz nicht dazu führte, dass sich Bewohner*innen aus dem Stadtteil über vereinzelte Treffen hinaus kontinuierlicher miteinander organisieren, Kämpfe führen und daraus auch politisches Bewusstsein entwickeln. Die Mietkämpfe stagnierten und die Mieter*innen gingen eher zu Mietervereinen oder Rechtsanwälten und auch der Versuch einen Fuß in die Leiharbeitsbranche zu kriegen, scheiterte. Nach vier Jahren bestand die Stadtteilgewerkschaft aus mehr oder weniger denselben AktivistInnen, die sich anfangs zusammen gefunden hatten und nicht aus Menschen aus dem Stadtteil.

Das bewog die Stadtteilgewerkschaft dazu, ihre bisherige Praxis radikal zu überdenken, sich mit anderen Basisbewegungen und deren Herangehensweisen auseinander zu setzen und einen neuen Ansatz zu entwickeln. Diesen bezeichnet die Stadtteilgewerkschaft als Beratungs-Organisierungs-Ansatz: (BOA) ihr Ausgangspunkt ist eine individuelle Beratung bei Problemen auf der Arbeit oder Behörden oder Vermieter*innen. Die Beratung verbindet die Stadtteilgewerkschaft mit einer Organisierung, regelmäßigen Versammlungen und Kämpfen sowie niedrigschwelliger politischer Bildung. Eine Mitgliedschaft verbindet die Beratung mit einer Organisierung.

Durch den neuen Ansatz hat sich viel verändert und es ist eine neue Dynamik entstanden. Die Stadtteilgewerkschaft umfasst inzwischen ca 140 Mitglieder, die unterschiedlich aktiv sind. Auf den Vollversammlungen finden sich zwischen 30 und 70 Mitglieder ein und es gelang, Kundgebungen vor dem Jobcenter durchzuführen, die hauptsächlich von Mitgliedern getragen wurden, die noch nie vorher auf der Straße waren.

Der Erfolg der Stadtteilgewerkschaft führt dazu, dass sich der Ansatz bundesweit verbreitet. In immer mehr Städten beginnen Gruppen mit dem Aufbau von Stadtteilgewerkschaften nach dem BOA Ansatz, so auch in Hamburg. Auch in Bremen soll demnächst ein zweites Standbein in einem weiteren Stadtteil eröffnet werden. Erklärtes Ziel ist es, die einzelnen Basisorganisationen perspektivisch zu einer organisierten sozialen Bewegung zusammen zu bringen.

Was das genau bedeutet, wie der Alltag aussieht, was die Herausforderungen, Begrenzungen und Erfolge sind, darüber werden Mitglieder der Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen berichten.

www.solidarisch-in-groepelingen.de