Veranstaltungsarchiv

Jour Fixe 215

Datum: 06/09/2023
Uhrzeit: 18:30 - 21:00
Ort: Barthelsstr. 25, Hofdurchgang. 5 Minuten von U-/S-Bahn Sternschanze. 7 Minuten von U-Bahn Feldstr.

Einladung zum 215. Jour Fixe am 06. September 2023 um 18 Uhr 30

 

Trucker-Streik: Last Exit Gräfenhausen

Ein bedeutsamer Streik für die Arbeiterbewegung und die internationale Solidarität

 

Kollegen einer Solidaritätsgruppe aus Kiel, Bremen und Hamburg waren in Gräfenhausen und haben mit den Streikenden gesprochen, dank des schwedischen Gewerkschafters Pelle Sunvisson, der russisch spricht.

 

Der Transportsektor ist ein Musterbeispiel für Gobalisierung und die Prekarisierung der Arbeitsbedingungen.

Mit der Just-in-Time-Produktion verlegte die Autoindustrie ihre Lager auf die Autobahnen. Sie und andere Großbetriebe lösten ihre Fuhrparks auf, sourcten sie aus. Unter dem enormen Hunger der Wirtschaft nach immer billigeren Transporten enwickelte sich ein System von Sub-Sub-Subunternehmen und es setzte ein freier Fall der Arbeitsbedingungen der Berufskraftfahrer ein. Die Transportwirtschaft beklagt seit Jahren einen Fahrermangel.

Sie besorgte sich Fahrer aus Osteuropa, doch inzwischen ist auch dieser Markt erschöpft und es werden zunehmend asiatische Fahrer (aus ehemaligen Sowjetrepubliken, aber auch von den Phillipinen) für Transporte in Westeuropa angeheuert. Denen zahlt man nicht nur Hungerlöhne um die 5 €, man betrügt sie oft um einen Teil dieses Lohns, es gibt Abzüge oder er wird gar nicht ausgezahlt. Das ist seit Jahren bekannt, Medien sprechen von „moderner Sklaverei“, doch es blieb ohne Konsquenzen für den deregulierten Transportsektor.

Nun beginnen die Sklaven der Straße zu rebellieren.

Ende März versammelten sich etwa 60 georgische und usbekische Fahrer zu einem wilden Streik auf dem Rastplatz Gräfenhausen (A5). Nach 6 Wochen Streik endete der Arbeitskampf mit einem Sieg der Fahrer.

Kein viertel Jahr später versammelten sich wieder Fahrer aus zentralasisatischen Republiken auf dem gleichen Parkplatz, um ihre ausstehenden Löhne einzufordern. Dieses Mal trat eine weitaus größere Zahl Fahrer mit einem halben Dutzend verschiedener Nationalitäten in den wilden Streik. Die Bedingungen sind bei diesem zweiten Streik schwieriger. Der Arbeitskampf dauert schon seit mehr als fünf Wochen an und es ist kein Ende in Sicht.

Die Kollegen berichten, wie die Streikenden auf der Raststätte leben, durchhalten und sich organisiert haben.