Der Autoverkehr als Sackgasse
„Elektromobilität“ beschleunigt den Klimawandel
Die Situation der Weltbranche Auto & die Skizze eines Verkehrswende-Programms
Vortrag und Diskussion mit Winfried Wolf
Seit 50 Jahren behauptet die Autoindustrie, es gäbe eine innere Reform der Autogesellschaft: mit Katalysator, mit spritsparenden Autos („Swatch-Car“), mit „Biosprit“. Jetzt also das Elektroauto.
Dabei ist die CO-2-Bilanz eines E-Autos über seinen Lebenszyklus hinweg nur wenig besser als die eines Autos mit (sparsamem) Verbrenner-Motor. Und es gibt neue Probleme: E-Autos sind meist Stadtautos und dabei Zweitwagen. Bei der Förderung von Lithium für die Batterie werden gewaltige Mengen Wasser verbraucht. Kobalt ist knapp und mit Kinderarbeit verbunden. Die Entsorgung der Batterien ist völlig ungeklärt. Eine flächendeckende Ladestruktur kostet Milliarden Euro-Beträge kosten. Der Flächenverbrauch eines E-Pkw ist ebenso stadtzerstörerisch wie der eines herkömmlichen Pkw. Vor allem wird beim E-Pkw die Problematik „peak oil“ ergänzt um die Problematiken mit anderen knappen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Kupfer.
Der Buchautor und Referent, Winfried Wolf, sieht in den Elektro-Autos eine neue Sackgasse. Er analysiert die Euphorie für Elektromobilität auch als logische Folge der aktuellen Konkurrenz in der Weltautobranche: Die aufsteigenden chinesischen Autokonzerne wollen damit an die Weltspitze rollen (und für die Deckung des Strombedarfs mehr als 30 neue AKW bauen!). Die westlichen Autokonzerne sind vom chinesischen Markt abhängig. Zugleich hat die neue Branchenkrise bereits begonnen – und sie begann in der chinesischen Autoindustrie. In Deutschland sind bis zu 200.000 Jobs bedroht – durch Rationalisierungen, vermehrten Robotereinsatz und die teilweise Umstellung auf E-Pkw-Produktion.
Der Referent entwickelt die Konzeption einer alternativen Verkehrsorganisation. In dieser stehen der nichtmotorisierte Verkehr (zu Fuß Gehen, Fahrrad fahren), Tram, S-Bahn, ein ÖPNV-Nulltarif und eine Flächen- und Bürgerbahn im Zentrum. Wolf widerlegt dabei die klassischen drei Totschlagargumente: Diese Alternative ist erstens finanzierbar (und kostet wesentlich weniger als eine gesteigerte Autogesellschaft). Sie schafft zweitens Millionen neue, gesellschaftliche sinnvolle Arbeitsplätze. Dafür lassen sich drittens Mehrheiten finden. Richtig ist: Die Macht der Autokonzerne ist so groß und die zerstörerische Dynamik, der sie folgen, so mächtig, dass eine Vergesellschaftung der Autoindustrie und die Umwandlung der Produktion (Konversion) auf der Tagesordnung steht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Winfried_Wolf_(Politiker)
Dr. Winfried Wolf ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac, Chefredakteur von Lunapark21 – Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie. Wolf ist aktiv bei Bahn für Alle und in der Bewegung gegen Stuttgart 21. Er veröffentliche im März 2019 „Mit dem Elektroauto in die Sackgasse. Warum die Elektromobilität den Klimawandel beschleunigt“ (Wien 2019; Promedia; 220 Seiten).