Antwort des NDR: Wir machen kritischen Qualitätsjournalismus!

[Ein Mailaustausch zwischen einem genervten Hörer und der NDR-Redaktion]

Ich schrieb am 24.3. an den NDR, weil mich auch an diesem Morgen, wie seit langem, auch die Berichterstattung im Krieg Rußland/Ukraine ärgerte, diesmal anläßlich des Terroranschlages in Moskau. (aus Jour Fixe Info 13-2024, siehe unten).
Es ist dieselbe Art Berichterstattung, im Gleichklang mit Regierung, Mainstream-Medien, der Sichtweise der US-Regierung, der israelischen Regierung. Ein kritische Berichterstattung sieht anders aus, hält Abstand zu der Herrschenden, sollte die VIERTE MACHT im Staate sein. Meiner Erinnerung war sie das, zumindest ansatzweise – ab Mitte der 60er Jahre, für wenige Jahrzehnte. Ich denke da an Panorama, Report, Monitor. Diese Sendungen wurden eingeschaltet, weil sie gesellschaftliche Mißstände aufzeigten und auch Regierung und Opposition kritisierten.
Ein unabhängiger, um Objektivität und Sachlichkeit bemühter Journalismus folgt eben gerade nicht „der Dramaturgie der Ereignisse“, sondern wahrt kritische Distanz dazu.
Thomas Kuhlmann vom NDR schreibt am 9.4. in seiner Antwort: „Nicht NDR Info berichtet „einseitig“ … sondern weite Teile der Politik (von grün bis schwarz) vertreten/unterstützen die Ukraine-Positionen.“ Das klingt wie eine journalistische Bankrotterklärung nach dem Motto: „Ja, wir sind einseitig weil von den Ampel-Parteien bis zur CDU/CSU alle einseitig sind und die Ukraine unterstützen“. Diese Einseitigkeit hat der NDR leider nicht gegenüber der großen Mehrheit der Bevölkerung, die gegen Waffenlieferungen in die Ukraine und nach Israel sind. Deren Interessen werden übergangen oder kleingeredet.

Wenn Thomas Kuhlmann weiter schreibt „(was meinen Sie, wieviel hier diskutiert wird?)“ so ist zu bedauern, daß die ZuhörerInnen vom Ergebnis der Diskussionen beim Hören der Sendungen nichts merken. Oder warum überträgt man diese Diskussionen nicht in einer Sendung? Da würde ich den NDR unbedingt einschalten.
Zu den Verfassern des Manifests für einen neuen öffentlich rechtlichen Rundfunk in Deutschland dürfe Thomas Kuhlmann nicht gehören: https://gewerkschaftsforum.de/manifest-fuer-einen-neuen-oeffentlich-rechtlichen-rundfunk-in-deutschland/#more-19374
Stattdessen hält er weiter tapfer die Fahne seiner Oberen hoch und bezeugt einen Qualitätsjournalismus seiner Firmenleitung. (DW)

Mail von Thomas Kuhlmann, Nachrichtenredaktion NDR

Sehr geehrter Herr Wegner,

haben Sie vielen Dank für Ihr Interesse an den Nachrichten auf NDR Info und für Ihre Anmerkungen zu unserem Programm. Sie beziehen sich auf eine Nachrichtenmeldung vom 24.3. 9 Uhr, in der es um die (zu diesem Zeitpunkt noch unklaren) Hintergründe des Terroranschlags in Moskau ging. Dazu ist zu sagen, dass es sich um eine Momentaufnahme der Berichterstattung handelte. In den Stunden davor bestimmte die russische Darstellung die Berichte. Darin ging es um mögliche Verbindungen der Terroristen in die Ukraine. Der Fokus des Interesses hat sich daraufhin dorthin verschoben, auch weil zeitglich ein IS-Bekennerschreiben auftauchte. Verständlich aber, dass dadurch der Eindruck entstehen kann, es werde nur eine Sichtweise weitergegeben. Dies war aber keinesfalls beabsichtigt, sondern folgt sozusagen einer Dramaturgie der Ereignisse.
Was die grundsätzliche Kritik an der Berichterstattung angeht, gibt es etwas zu beachten – gerade bei Begriffen wie „Selenskyj-Funk“. Nicht NDR Info berichtet „einseitig“ (was meinen Sie, wieviel hier diskutiert wird?) – sondern weite Teile der Politik (von grün bis schwarz) vertreten/unterstützen die Ukraine-Positionen. Das müssen wir abbilden, auch wenn es nicht der eigenen Meinung entspricht. Sie werden aber auch auf NDR Info immer wieder gegenteilige Standpunkte hören!
Wir hoffen, dass diese Antwort Sie zufriedenstellt und Sie NDR Info auch in Zukunft gewogen bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Kuhlmann
(Crossmediales Nachrichtenzentrum des NDR)

Mail von Dieter Wegner an NDR

Ich bin kein Leserbriefschreiber, höchstens mal ein verärgerter Leserbrief an meine Gewerkschaftszeitung. Aber nach dem Nachrichtenhören am Sonntagmorgen (24.3.) um 9 Uhr bei NDR Info schrieb ich dann doch diese mail an die Redaktion: (ob ich wohl eine Antwort kriege?)
die nachrichtensendung begann mit dem gestrigen terroranschlag in moskau. soweit so gut. was mich total erstaunte: es wurde nur(!) die sichtweise der USA auf den terroranschlag widergegeben, dann die der ukraine. nicht die der russischen. ein ungewöhnlicher journalismus. es gibt in meinem bekanntenkreis welche, die inzwischen von selenski-funk sprechen und nicht mehr das radio einschalten. das kann ich verstehen. ich schalte (ndr und deutschlandfunk) nur noch möglichst wenig ein (andere sender sowieso nicht), weil schwer wegen seiner einseitigen berichterstattung ertragbar. ich bin älter und habe die berichterstattung der 1960 und 1970 er jahre noch erlebt. was für ein journalistischer unterschied!
dieter wegner“

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