Offener Brief an die Kolleginnen und Kollegen in den Buchläden „Schanzenbuch“ und „Cohen und Dobernigg“

Am 5.6. widmet das „Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg“ sein monatliches Treffen dem Thema:

„Der öffentlich rechtliche Rundfunk ist am Ende, aber ein Ende ist nicht in Sicht“

Das ist auch der Buchtitel unserer beiden Referenten zu diesem Thema, Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer. Aus diese Anlass haben wir zuerst beim Schanzenbuch angefragt, ob sie für diese Veranstaltung, die ja bei ihnen um die Ecke stattfindet, einige Bücher für einen Büchertisch beim Verlag bestellen könnten. Die Antwort lautete: „Bei diesem Verlag (Westend Verlag) bestellen wir nicht, der ist rechtsoffen.“ Da waren wir sehr erstaunt, weil doch gerade beim Westend Verlag überwiegend linke und kritische Autoren im Programm sind.
Also versuchten wir es bei dem nächsten Buchladen in der Nähe, bei Cohen und Dobernigg in der Sternstr. 4. Beim ersten Besuch hieß es von der anwesenden Verkäuferin, da müsse sie nachfragen, das könne sie nicht entscheiden, wir sollen nochmals nachfragen. Das geschah dann tags darauf. Anwort: „Bei diesem Verlag bestellen wir nicht“. Auf Nachfrage, ob denn die Autoren und deren Anliegen bekannt sei: „Ach, das sind Geschichten aus den 90er Jahren, heute ist alles ganz anders. Ich möchte mit Ihnen nicht weiter darüber sprechen.“
Was sich hier offenbart, ist ein Beispiel eindeutiger Cancel Culture, die vor 91 Jahren noch Bücherverbrennung hieß. Es geht um die Nichtverbreitung kritischer Standpunkte, was ja ureigenes Anliegen linker Politik sein sollte, und um die Weigerung, sich mit den kritischen Beiträgen zu einem wichtigen gesellschaftlichem Thema überhaupt zu beschäftigen.
Inzwischen haben wir einen Buchladen gefunden, der keine solche diskurshemmenden Dogmen verfolgt.

Erstmal muss man Buchläden Anerkennung zollen, wenn sie aus Überzeugung auf Profite verzichten, entgegen kapitalistischem Gewinnstreben, dem sie ja auch unterworfen sind. Aber die beiden Buchläden bezeichnen sich als linke Buchhandlungen die keine rechtsradikale oder sexistische oder rassistische oder pornographische Literatur verkaufen.  Sie boykottieren den Verkauf von Titeln des des Westendverlags! Der hat u.a. diese Autoren im Programm:
Gregor Gysi, Norbert Blühm, Patrik Baab, Erich Vaad, Hans Jürgen Krysmanski, Arno Luik, Shalom Weiß, Paul Schreyer, Sarah Wagenknecht, Heiner Flassbek, Moshe Zuckermann, Sevim Dagdelen, Jens Berger, Ilan Pappe, Wolf Wetzel, Albrecht Müller, Kerem Schamberger, Jacques Baud, C. Wrigt Mills, Walter Lippmann, Friedhelm Hengsbach, Daniele Ganser, Noam Chomsky, Henning Venske, Amos Oz, Jens Wernicke, Wolfgang Kubicki, Roberto J. De Lapuente, Daniela Dahn, Reiner Mausfeld. Und viele andere mehr.

Was sind also die Hintergründe für einen derartigen Boykott? Befinden sich Angestellte dieser Läden in einer ideologischen Blase, in der man unfähig ist, zwischen rechter und linker Literatur zu unterscheiden? Vielleicht erfahren wir in einer Antwort auf diesen Offenen Brief die wirklichen Gründe ihres Denkens!
Auch fragen wir uns natürlich, ob es in Hamburg bzw. in Deutschland weitere Buchhandlungen gibt, in denen der gleiche (Un-)Geist herrscht wie in diesen beiden!
Den beiden Buchläden empfehlen wir einmal die aufmerksame Lektüre des folgenden Artikels von Ingar Solty in der Berliner Zeitung:
https://archive.ph/C0z4P#selection-895.2-895.81

Wie heißt es doch: lesen bildet…
20.5.2024
Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg

One Reply to “Offener Brief an die Kolleginnen und Kollegen in den Buchläden „Schanzenbuch“ und „Cohen und Dobernigg“”

  1. Dieser Laden hat den Buchpreis 2020 gewonnen. Gefördert wird dieser von Roth-Ministerium. Ich denke, der Förderhinweis auf der Startseite des Ladens berührt bezieht sich darauf.
    Einees der Auswahlkriterien:
    „breit gefächertes Sortiment
    mit erkennbarer Verfügbarkeit von Backlisttiteln“ (=Verkleinerung des Debattenraumes).
    Evtl. hat man ja Angst das „Preisgeld“ wieder an die Claudia zurückzahlen zu müssen😆.
    Zum Thema ÖRR und Konzernmedien fällt mir da spontan ein: „Macht kaputt, was euch kaputt macht“… oder man setzt die halt ganz breit gefächert auf die Blacklist.
    Grüße, Daniel

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