Jour Fixe 221

Datum: 07/02/2024
Uhrzeit: 18:30
Ort: Bartelsstr. 25, ( bei Atif, Hinterhof ). 5 Minuten von U-/S-Bahn Sternschanze. 7 Minuten von U-Bahn Feldstr.
Jour Fixe
K.J. Bruder
Klaus-Jürgen Bruder

Einladung zum 221. Jour Fixe am Mittwoch, 07. Februar um 18 Uhr 30

Eine Gesellschaft ohne Opposition. Versuch einer Analyse der aktuellen Situation

Jour Fixe mit Dr. Klaus-Jürgen Bruder(*). Referat mit anschließender Diskussion

 

Die desaströse Situation der Opposition in Deutschland erlaubt den politischen Eliten, den Neoliberalismus als Garant von Demokratie und Freiheit zu präsentieren und durchzusetzen. Demonstrationen im Namen der Regierung und unter Beteiligung von Regierungsmitgliedern – gegen die Folgen ihrer eigenen Politik – sind das letzte Stadium der „Paralyse der Kritik“, einer Gesellschaft ohne Opposition. Die Paralyse der Kritik tritt aktuell im Diskurs der Macht in verschiedenen Formen auf: als Bestätigung des positiven Denkens oder aktuell unverhüllt als Repression in Form von Sprachvorgaben, Sprachverboten etc. Nachdem Kritik und Protest während des Corona-Regimes als rechts, antisemitisch etc. diffamiert, strafrechtlich verfolgt und damit auszulöschen versucht worden waren, werden sie nun zur Bestätigung der Regierungspolitik „umfunktioniert“. Die Diagnose von Marcuse: „Wir sind eine Gesellschaft ohne Opposition“, scheint sich bewahrheitet zu haben.

Gleichzeitig findet der Wunsch nach einer Alternative, dem guten Leben jenseits der Unterwerfung unter die jetzigen herrschenden Verhältnisse, seinen Ausdruck in vielen Bewegungen und Projekten, in denen neue Formen der Kritik, aber auch der Zusammenarbeit und des Gemeinsinns ausprobiert werden. Aber: welche Opposition ist unter den gegenwärtigen Bedingungen in der Lage, jene Gegenöffentlichkeit herzustellen, in der das »unglückliche Bewusstsein« seine Stimme erheben und die punktuellen Aktionen aus ihrer Vereinzelung befreien kann? Wie können wir wieder eine Opposition schaffen, die die Verhältnisse zum Tanzen bringt?

Diese Fragen wollen wir nach dem Referat mit dem Referenten diskutieren.

(*) Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder ist Psychoanalytiker, Psychologe, Hochschullehrer und war bis 2023 Vorsitzen­der der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP)