JFI 07-2017

Jour Fixe Info 07-17. 13. Jahrgang – 22.02.2017

Aktuelle Sammlung von – vor allem – gewerkschaftspolitischen Artikeln, Beiträgen und Fakten als Ergänzung zu den Veranstaltungen des „Jour Fixe“ in Hamburg

00 Erinnerung/Ankündigung: 149. Jour Fixe: Das SS-Massaker von Distomo und der Kampf eines Überlebenden um Gerechtigkeit
01 Herbert Mißlitz (1960 – 2016): Zur Volksarmee war ich gegangen, zur NVA nicht
02 DDR: Kinodokumentarfilm
03 Bremer Daimler-KollegInnen: Massenentlassungen zur Rettung eines kriminellen Systems
04 Bossel Sprockhövel: 2 Betriebsräte des Amtes enthoben. Neue Besitzer. IG BCE gegen ver.di
05 Callcenter: Arbeiten in der Großraumhölle
06 Zahl der Leiharbeiter knackt die erste Million – Millionäre sind die Sklavenhändler
07 Breites Bündnis gegen Altersarmut beschlossen
08 Wie schon bei Trumps Vorgängern Menschen gefoltert und umgebracht wurden
09 Kongo: Die Ermordung von Patrice Lumumba
10 Fluchtursachen durch Deutschlands Afrikapolitik
11 Museum der Arbeit sucht Leser von „Das Kapital“ von Karl Marx
12 Kapitalismus auf der Zielgeraden?
13 Termine:
14 Blitzlicht ins Proletariat

00 Erinnerung/Ankündigung:

Erinnerung: 149. Jour Fixe: Das SS-Massaker von Distomo und der Kampf eines Überlebenden um Gerechtigkeit
Zusammen mit dem AK Distomo am 1.3. um 18 Uhr 30 im Curiohaus
Infos dazu:
Als bedürfe es eines Beweises: Artikel von Anita Friedetzky
http://antifadueren.blogsport.de/2011/07/16/als-beduerfe-es-eines-beweises/
Nicht nur ein paar niedergebrannte Ortschaften: Artikel von Karl Heinz Roth
http://www.stiftung-sozialgeschichte.de/joomla/images/PDFs/Reparationsgutachten_GR_2012_a.pdf

Ankündigung:
Einladung zum 150. Jour Fixe am Samstag, 25.3. um 14 Uhr im Centro Sociale: Besuch von Kollegen aus London der Basisgewerkschaft UVW

01 Ein sehr lesenswertes Interview mit Herbert Mißlitz:

Die NVA habe ich verweigert, in eine Volksarmee wäre ich gegangen – Eine Jugend in der DDR
http://www.vergangenheitsverlag.de/index.php?bereich=magazin&magazinid=104
Anmerkung:
Über den Tod von Herbert haben wir im Jour Fixe Info berichtet mit einem link zu einem Bericht über sein Referat bei uns am 10.11.2014
https://syndikalismus.wordpress.com/2014/11/10/geschichte-von-unten-und-die-ddr-hatte-auch-eine-ganz-andere-werden-konnen/
Einen großen Dank (posthum) an Herbert und die Interviewerin Cornelia Siebeck. Wenn wir dieses Interview damals gekannt hätten, hätten wir mit ihm noch weitere Jour Fixes und Seminare gemacht, um viel mehr aus seiner Sicht über die DDR zu erfahren! Schade!!
Wir empfehlen diesen außerordentlichen Text, eben nicht aus der Sicht des „Erinnerungskartells“ sondern eines Aktivisten mit rätekommunistischer Weltanschauung! (DW)

02 DDR: Infos zu Dokumentarfilm „comrade where are you today“

1988 fliegt die zwanzigjährige Finnin Kirsi Marie Liimatainen in die DDR, um die Lehren von Marx und Lenin zu studieren. In ihrer Heimatstadt Tampere hatte sie Häuser besetzt, jetzt trifft sie an der FDJ-Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ auf Gleichgesinnte aus über achtzig Ländern. Sie sind Funktionäre, Befreiungskämpfer oder linke Aktivisten.
http://www.labournet.de/interventionen/wipo-gegenwehr/kinodokumentarfilm-comrade-where-are-you-today/

03 Nicht nur bei VW: Massenentlassungen zur Rettung eines kriminellen Systems

„… VW muss zahlen? Von wegen! Die Arbeiter müssen zahlen – schon wieder. 30.000 mit ihrem Job,  die Übrigen mit ihrer Gesundheit. Denn die Arbeit wird nicht weniger um die 30.000. Nein, sie wird den übrig gebliebenen Kollegen an den Bändern zusätzlich aufgedrückt… 30.000 Entlassungen bei VW – da kann sich jeder von uns ausrechnen, was bei uns, bei BMW, Opel oder Ford und wie sie alle heißen, passieren wird“. Flugblatt vom Februar 2017 (pdf), geschrieben, verteilt und finanziert von Vertrauensleuten und Betriebsräten des Daimler-Werkes Bremen
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2017/02/dchb_022017.pdf

04 Bossing bei Bossel: Sprockhöveler Betriebsrat wehrt sich – und IG BCE kämpft gegen ver.di

Anträge der IG BCE auf Ausschluss aus dem Betriebsrat vor Gericht am 7.2 in Hagen (um 10:30 und um 12 Uhr)
Die Ereignisse bei KWB überschlagen sich gerade: Am 7.2. sind die nächsten Arbeitsgerichtstermine. Am 8. wird voraussichtlich das DGB-Schiedsgericht entscheiden, welche Gewerkschaft für KWB zuständig ist.
Siehe Hintergründe im Dossier
http://www.labournet.de/?p=94033
http://www.work-watch.de/2017/01/harte-zeiten-bei-bossel/
Anmerkung:
Wie wir erfahren, sind am 7.2. die beiden Betriebsräte Mustafa und Ergün durch das Arbeitsgericht Hamm aus dem Betriebsrat ausgeschlossen worden. Der Arbeit“geber“ geht durch den Betrieb und teilt mit, daß das DGB-Schiedsgericht entschieden habe, daß die IG BCE für den Betrieb zuständig sei und nicht ver.di, zu der ein großer Teil der GewerkschaftsaktivistInnen übergetreten war. Die aktiven KollegInnen und ihre UnterstützerInnen halten das für einen Supergau. Demnächst dazu ein Bericht. (DW)

05 Callcenter: Arbeiten in der Großraumhölle

„Die Callcenterbranche wächst und mit ihr die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. Die Löhne sind mies, Überwachung, Lärm und Stress gibt es kostenlos dazu. (…) Kaum eine Branche ist so von permanentem Stress gekennzeichnet wie diese. Laut Depressionsatlas der Techniker Krankenkasse werden die allermeisten Krankheitstage hier wegen psychischer Belastung eingereicht. Hoher Stress, permanente Überwachung und schlechte Bezahlung sind in der Branche üblich. Und vor allem ein Frauenproblem“.
http://www.zeit.de/karriere/2017-01/callcenter-mitarbeiter-arbeitsbedingungen-lohn

06 Zahl der Leiharbeiter knackt die erste Million – Millionäre sind die Sklavenhändler

„… Im Juni 2016 waren 1,006 Millionen Leiharbeitnehmer in Deutschland sozialversicherungspflichtig oder ausschließlich geringfügig beschäftigt. Der Anteil der Leiharbeitnehmer an der Gesamtbeschäftigung liegt bei knapp 3 Prozent. (…)  Die Zeitarbeitsbranche ist von hoher Dynamik geprägt. Im ersten Halbjahr 2016 wurden 678.000 Beschäftigungsverhältnisse neu abgeschlossen und 616.000 beendet. (…) Knapp drei von zehn Leiharbeitsverhältnissen enden nach weniger als einem Monat; 15 Prozent nach mehr als 18 Monaten. (…) Die Bruttoarbeitsentgelte in der Zeitarbeit liegen deutlich unter den im Durchschnitt über alle Branchen erzielten Entgelten…“
https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Branchen-Berufe/generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf
Anmerkung labournet:
Diese Zahlen zum Einkommen und Verleihdauer zeigen erneut, wie lächerlich das geplante Gesetz zur Regulierung von Zeitarbeit und Werkverträgen ist – siehe unser Dossier dazu – aber auch wie schädlich ihre Tarifierung durch die DGB-Gewerkschaften…
http://www.labournet.de/?p=81850
Anmerkung labournet:
In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass Stefan Körzell vom DGB – und der Verhandlungsführer der DGB-Tarifgemeinschaft Leiharbeit – kürzlich im Interview mit der Jungen Welt sagte: Wir wollen die Leiharbeit nicht abschaffen.
http://www.labournet.de/?p=100686
Kommentar der Wirtschaftswoche vom Mai 2016:
Ministerin Nahles arbeitet der Wirtschaft zu
http://www.wiwo.de/politik/deutschland/zeitarbeit-und-werkvertraege-andrea-nahles-dreht-

07 Breites Bündnis gegen Altersarmut beschlossen

Am Samstag, den 24. 01. 2017, trafen sich ca. 24 Personen aus unterschiedlichen Städten und Organisationen in Frankfurt zu einer Rentenkonferenz. (…) Es wurde beschlossen, ein breites Bündnis gegen Altersarmut anzustreben. Als erste gehörten zu diesem Bündnis die „Initiative gegen Altersarmut“, die sich im Herbst 2016 aus verschiedenen Rentenorganisationen gegründet hat; dazu die Initiative „Rentenaufstand“, die besonders in Norddeutschland im Rahmen der Gewerkschaft tätig ist und die Teilnehmer der  Frankfurter Konferenz. Damit ein wirklich breites Bündnis möglich würde, wurden fünf Grundsätze beschlossen: Siehe Volltext!
http://www.labournet.de/?p=107862

08 Wie schon bei Trumps Vorgängern Menschen gefoltert und umgebracht wurden

Eine Kollegin schreibt: Ich leite euch folgenden Lesetipp weiter zum Prozess gegen die Mörder und Folterer der „Operation Condor“ in Südamerika.
Bitte gebt das im Jour Fixe Info bekannt, da viele, viele GewerkschafterInnen betroffen waren.
http://jungle-world.com/artikel/2017/04/55617.html

09 Kongo: Die Ermordung von Patrice Lumumba

Der kongelesische Premierminister Patrice Lumumba wurde vor 56 Jahren vom CIA und der belgischen Regierung ermordet. Im Jahre drückte die belgische Regierung „ihr tiefstes und ehrlichstes Bedauern“ aus.
https://diefreiheitsliebe.de/politik/patrice-lumumba-die-ermordung-eines-antikolonialen-helden/

10 Fluchtursachen durch Deutschlands Afrikapolitik

https://www.heise.de/tp/features/Fluchtursachen-Deutschlands-neue-Afrikapolitik-3594692.html?view=print

11 Das Museum der Arbeit plant eine Ausstellung zum Buch „Das Kapital“

Vor 150 Jahren wurde „Das Kapital“ in Hamburg gedruckt . Karl Marx hatte das Manuskript persönlich zu der Druckerei Meißner in der Nähe des Hauptbahnhofes gebracht.
Nun bittet das Museum um Mitarbeit. Seht Euch das bitte an:
http://www.museum-der-arbeit.de/de/sonderausstellungen/das-kapital.htm

12 Kapitalismus auf der Zielgeraden?

Die Krisenherde werden bedrohlicher. Hunderte Millionen Menschen wollen aus ihren Heimatländern fliehen, die Kriegsgefahren wachsen. Das hat viel mit der globalen Marktwirtschaft zu tun. Welche Rolle spielen alternative Demokratiekonzepte für eine Gestaltung der Zukunft?
Raul Zelik: http://www.deutschlandfunk.de/essay-und-diskurs.1183.de.html

13 Blitzlicht ins Proletariat

Immer mehr erwerbstätige Personen sind „armutsgefährdet“
Im Jahre 2014 waren 12,7 Millionen Menschen „von Armut bedroht“. Das sind knapp 16 Prozent der Bevölkerung. Bei Kindern und Jugendlichen sind 20 Prozent betroffen.
In der ehemaligen DDR hat sich das „Armutsrisiko“ von 2002 bis 2014 von sieben auf 15 Prozent erhöht, in Westdeutschland schwankt es zwischen 12-14 Prozent.
Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Anmerkung:
Warum gebraucht das DIW Begriffe wie: armutsgefährdet, von Armut bedroht, Armutsrisiko? Warum keine klare Sprache: Die Menschen sind arm! (DW)

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