Jour Fixe 156

Datum: 01/11/2017
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Curio-Haus - Rothenbaumchaussee 15 - 20148 Hamburg - Hofdurchgang
Jour Fixe

Klassenkampf von oben! Was setzen wir dagegen?

Referat und Diskussion mit Wolfgang Schaumberg, GoG/früher Betriebsrat bei Opel Bochum

Der Kollege Schaumberg arbeitete über 30 Jahre bei Opel Bochum und war Mitbegründer der Betriebsgruppe GoG (Gewerkschafter ohne Grenzen)

Rüsselsheimer Opelaner demonstrieren während des siebentägigen selbständigen Streiks in Bochum im Oktober 2004 (rf-foto)

In der Zeitschrift expreß, erscheint in der Ausgabe 9/2017 ein grundlegender Text von ihm. Express schreibt dazu:„Anlass für das Papier von Wolfgang Schaumberg ist seine Beobachtung, dass gerade bei jungen Linken das Interesse an der Masse der den Reichtum und die Macht der Kapitalistenklasse in den Großbetrieben produzierenden Menschen und an ihrem Verhältnis zur Gewerkschaft relativ gering ist. Entsprechend wenig ernst genommen werde die ideologische Beeinflussung im Betriebsalltag durch Theorie und Praxis vieler »Interessenvertreter«. Das Papier will die Diskussion anregen und dazu auffordern, systematisch auf einzelne Belegschaften zuzugehen und Vernetzung zu suchen. Das erfordert zwar langen Atem. Ohne den aber bleibt die erträumte Revolution in allen Ewigkeiten ein Traum…“

Der Kollege Schaumberg schreibt: „Ohne dass immer mehr Menschen gegen Verschlechterungen ihrer Arbeits- und Lebenssituation und für sinnvolle Reformen auf die Straße gehen, haben revolutionäre Linke keine Chance, die notwendige Debatte über die Systembedingtheit beklagter Entwicklungen sowie über die Möglichkeit einer anderen Gesellschaft wirksam unter die Leute zu bringen. Das ist nicht diskutierbar mit denjenigen – zumeist bildungsprivilegierten – Linken, die sich beim Weltinterpretieren im linksintellektuellen Selbstbefriedigungsmilieu wohlfühlen und die dann eines Tages mit dem guten Gefühl, Recht gehabt zu haben, das Zeitliche segnen.

Zu unterstützen sind deshalb all die Linken, die sich zum Beispiel in ihren Stadtvierteln, in den noch verbliebenen Betriebsgruppen, in Mieter- oder vielerlei anderen Initiativen mit den Leuten zusammentun, Gegenwehr organisieren oder ein anderes Zusammenleben und -arbeiten einüben.

Als revolutionäre Linke müssen wir uns mit der Tatsache auseinandersetzen, nach wie vor nur eine kleine Minderheit zu sein, müssen unsere Schwächen einkreisen und über zukunftsträchtige Vorschläge solidarisch streiten“.

Er geht dabei auf seine über 30 Jahre praktischen Erfahrungen bei Opel Bochum ein.

Wir wollen mit ihm die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Organisierung von Widerstand gegen „den Klassenkampf von oben“ in allen Branchen der Wirtschaft, an allen Arbeitsplätzen erörtern. Und dabei die Erfahrungen und Erkenntnisse mit einbeziehen, die wir mit unserem Projekt „Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg“ seit 2005 gemacht haben!

Wir sind sicher, daß wird ein spannender und erkenntnisreicher Abend!

Zur Vorbereitung auf den Abend empfehlen wir zwei Texte:

Schaumberg, Wolfgang (2006): »Eine andere Welt ist vorstellbar? Schritte zur konkreten Vision, oder: Zur Aufgabe von postkapitalistisch orientierten Linken am Beispiel des Kampfes in Auto-Multis«, Reihe Ränkeschmiede, Nr. 16, online unter: https://www.labournet.de/diskussion/arbeit/prekaer/anderewelt.pdf Und weiterhin auf den Artikel von

Werner Seppmann: Wie steht es mit dem Klassenbewusstsein der Lohnabhängigen? Widerspruchserfahrungen und Gesellschaftsbilder im Kapitalismus: https://www.jungewelt.de/artikel/319981.an-und-f%C3%BCr-sich.html

Foto Rote-Fahne: https://www.rf-news.de/2017/kw24/opel-chef-zurueckgetreten-wir-nehmen-es-auch-mit-neumanns-nachfolger-auf