Jour Fixe 169

Datum: 14/11/2018
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: MPZ - Sternstraße 4 - neben Centro Sociale - U-Bahn Feldstr.
Jour Fixe

1918: Die unvollendete
Revolution und ihre Folgen

Referat und Diskussion mit Klaus Gietinger (Autor und Regisseur)

Die eindeutigen Aussagen in seinem Buch „November 1918…“, worin die Ursachen der verpaßten Revolution von 1918 – 1920 liegen, hat uns veranlaßt, gerade Klaus Gietinger hundert Jahre danach einzuladen! Wir wollen mit ihm diskutieren, welche damaligen verhändnisvollen Kräfte noch heute wirksam sind!

Der Referent ist bekannt durch Bücher wie: November 1918 – Der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts, Karl Marx, die Liebe und das Kapital, Die Wahrheit über Rosa Luxemburgs und Filme wie: Heinrich der Säger (Krimikomödie), Die Reichsgründung und die nervöse Grossmacht

Wenn der 1. Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts war, so war die Verhinderung der Revolution die Urkatastrophe der Arbeiterbewegung.
(Der Begriff „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ stammt von Georg F. Kennan)

Stichpunkte für den Vortrag von Klaus Gietinger

  • Welche Kräfte haben die Revolution 1918 und danach verhindert? : Die besiegten aber nicht entmachteten konservativen Kräfte in Deutschland in Zusammenarbeit mit der SPD-Führung
  • Welchen Preis mußten die Revolutionäre für ihre fehlgeschlagenen Versuche bezahlen?: Die Ermordung zigtausender ihrer KämpferInnen und ihrer FührerInnen, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht – durch Freikorps und Noske/Ebert.
  • Die von der SPD zugelassenen und begünstigten Freikorps waren die Strukturen und das Reservoir für die spätere NSDAP und ihre SA.
  • Die Verheißung der Sozialpartnerschaft (Stinnes-Legien-Pakt) ist keine Fahrt ins Glück sondern ein Abrutschen in die Verelendung der Lohnabhängigen – bis heute zur Implantierung von Neoliberalismus/Brutalokapitalismus.
  • Die Einschwörung auf Sozialpartnerschaft durch SPD und DGB macht uns wehrlos gegenüber den auf uns zukommenden Katastrophen: Klimakatastrophen, soziale/Finanzkatasprophen, Kriege.
  • Nur durch Klassenkampf, Aufstände, Vollendung der Revolution von 1918 sind diese Katastrophen zu verhindern!

Hier ein Auszug aus dem Vorwort von Karl-Heinz Roth im Buch von Klaus Gietinger:

November 1918. Der verpaßte Frühling des 20. Jahrhunderts:

Warum ist dieser Aufbruch gescheitert? Warum gelang es den deutschen Arbeiter- und Soldatenräten nicht, die alten Gewalten auszumanövrieren?

Die tieferen Ursachen des Scheiterns der deutschen Revolution können offensichtlich erst dann entschlüsselt werden, wenn wir die gegeneinander stehenden Kräfteverhältnisse der revolutionären Nachkriegskrise vom November 1918 bis Frühjahr 1920 in den Blick nehmen.

Genau hier setzt die vorliegende Studie Klaus Gietingers an.

Alles begann mit dem Aufstand der Matrosen der Kriegsflotte, des Herzstücks des kaiserlichen Militärapparats. Nachdem sie ihre Standorte unter Kontrolle gebracht hatten, schwärmten die Aufständischen – überwiegend zum Kriegsdienst gezwungene Industriearbeiter – ins Reichsgebiet aus.

Die politischen Entscheidungsträger und Koordinatoren der Konterrevolution waren Spitzenvertreter der Sozialdemokratie.

Wie Gietinger nachweist, hatten sie sich von Anfang an gegen den von wesentlichen Teilen der SPD-Basis mitgetragenen revolutionären Aufbruch gestemmt.

Gietinger zeigt, welch ungeheuer demoralisierende Wirkung dieser durch die Sozialdemokratie gedeckte Weiße Terror auf die arbeitenden Klassen ausübte.

Im vorliegenden Buch kommen auch die langfristigen Auswirkungen des Triumphs der deutschen Konterrevolution zur Sprache.

Die Kampftruppen des Weißen Terrors existierten untergründig weiter und wurden zusammen mit den sie finanzierenden Rüstungsmagnaten zu Keimzellen des Faschismus und eines erneuerten militärisch-industriellen Komplexes, der auf einen Revisionskrieg zusteuerte und nur auf seine Chance wartete, die Weimarer Republik zu zerstören.

Weitere Infos zu Klaus Gietinger:
https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Gietinger

Foto: Klaus Gietinger (2009) Wikipedia

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