Von S.J., Autozulieferbetrieb (Thüringen)
Ich arbeite bei einem Automobilzulieferer in Thüringen. Das Unternehmen hat keinen Tarifvertrag, weshalb die Löhne ca. ein Drittel unter der ERA-Tariflinie liegen.
Der Abschwung der Automobilindustrie kündigte sich bereits seit Mitte 2019 an und ist die erwartbare Folge kapitalistischer Überproduktion. Seit Jahren wird weder in Technologieentwicklung noch in Personalentwicklung investiert, weshalb die Qualitätsprobleme wachsen. Durch die unmittelbaren Folgen der infolge der Corona-Pandemie einsetzenden Liefer- und Abnahmestopps brechen die Umsatzerlöse ein, das Betriebsergebnis ist rot.
Mittlerweile wurde Kurzarbeit angemeldet. Für diesen Fall gibt es im Unternehmen jedoch Betriebsvereinbarungen, welche die Nettoeinbußen durch Aufstockungen aufs Kurzarbeitergeld wenigstens teilweise abfangen und mildern sollen.
Der Arbeitgeber nutzt die Gelegenheit umgehend aus und droht an die Aufstockung nicht mehr tragen zu wollen. Im gleichen Atemzug sollen auch zahlreiche Regelungen zum Schutz der Kollegen betreffend die Wochenarbeitszeit kassiert werden. Der feuchte Traum der Arbeitgeber ist die Flexibilisierung der Arbeitszeit hin zur 60-Stunden-Woche. Das alles ist nicht überraschend, da im Kapitalismus Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden.
S.J., aus Thüringen