Wieder große Demo der Impfkritiker in Hamburg

Wir hatten uns am Samstag um drei mit einigen GenossInnen aus dem Umkreis von Jour Fixe zur Demo von ImpfkritikerInnen an der Kunsthalle verabredet. Wir waren neugierig, wer und warum sich dort versammelt, nachdem wir gelesen hatten, daß schon an den beiden Samstagen zuvor Demos von dort aus stattgefunden hatten. Am letzten Samstag (27.11.) sollen es 4.000 gewesen sein.

Wir waren neugierig, wer diese Demos organisiert. Wieviel es diesmal sein würden. Ob da Nazis mitlaufen. Wie die Parolen sind, wie die Stimmung ist.

Wir versuchten herauszubekommen, wer die Demo angemeldet und organisiert hat. Niemand konnte uns das beantworten. Laut Polizei war der Anmelde-Titel „Hände weg von unseren Kindern“.  Zu Beginn sahen wir viele Ordner, die müssen ja einen Zusammenhang haben.

Wir hatten die Meinung von linken GenossInnen im Kopf: das sind Schwurbler, Esotheriker, viele Nazis.

Es gab kleine individuelle Plakate, – organisierte Sprechchöre konnten wir nicht ausmachen.
Vielleicht ist das ein wenig wie die Gelbwesten in Frankreich?

Wir gingen mit von der Kunsthalle über die Kennedybrücke über Stephansplatz bis zum Jungfernstieg, zweieinhalb Stunden lang. Sonst habe ich mich oft an die Spitze des Zuges gestellt, ihn an mir vorbeiziehen lassen und grob gezählt. Das war diesmal nicht möglich. Der Zug war ca. 3 km lang. Die Demonstranten, teilweise ziemlich dicht nebeneinander, teils in lockerem Abstand, über die ganze Straßenbreite verteilt, ohne Maske. Laut Hamburger Abendblatt nahm die Polizei die Demonstranten wegen der fehlenden Masken in Schutz, die seien draußen nicht nötig.

Nur ein kleines Häufchen Gegendemonstranten am Straßenrand, wohl 40, hatten Masken auf. Dazu später.

Falls wir im 2-Meter-Abstand gegangen wären, wäre der Zug wohl 10 bis 15 km lang gewesen. Ich schätze daher, daß es mindestens 8.000 ProtestiererInnen waren und nicht wie von Polizei festgelegt und Medien übernommen 5.000.

Wir gingen eine Strecke neben einer kleinen Karre mit Verstärker her, es wurde Musik der Gelbwesten gespielt. Die das hörten, besonders die Frauen bewegten sich rhythmisch zu diesen Melodien. Die Stimmung war nicht aggressiv sondern etwas aufgeregt und freundlich. Die Befragten ließen sich ansprechen und gaben Auskunft. Ich verteilte Flugblätter von der Harburger Gruppe „Laien´s Club. Arbeiterbildungsverein“ (www.laiens.club ). Jedes Flugblatt wurde genommen. Wir hätten auch mit einem Gewerkschaftstransparent und Flugblättern dort mitlaufen können.

Etwa jeder hundertste Demonstrierende hatte ein Schild gemalt: „Hände weg von unseren Kindern“, „Keine Impfung unserer Kinder“, auch schlichtweg „Es reicht!“, „Keine Diktatur!“, „Gegen Demokratieabbau!“, „Impfstoffe auch für Afrika“, „Zusammenhalt statt Spaltung“, „Grundrechte sind unantastbar“, „Wir lassen uns nicht spalten!“, „Hat sich der Gehorsam gelohnt?“

Wir begrüßten eine Gruppe von GenossInnen von den Nachdenkseiten Hamburg, mit einem Transparent: „Wir lassen uns nicht spalten“. Wir sahen nur einige wenige uns bekannte KollegInnen und GenossInnen. Dann ein paar Transparente von der Partei „die Basis Schleswig-Holstein“ und von „Aufstehen“.

Mit etlichen Mitdemonstrierenden kamen wir ins Gespräch. Unser Eindruck, alles „Normalos“, wie unsere Nachbarn oder KollegInnen. Vom Alter her war die große Mehrheit zwischen 20 und 60 Jahre alt, wohl mehr als die Hälfte Frauen. Von niemandem hatten wir den Eindruck, daß es Rechte oder Nazis waren. Wir sahen auch kein Schild, das auf Nazis hindeutete!

Wie die Zusammensetzung auf den Demos in Baden-Württemberg oder Sachsen ist, weiß ich nicht. Diese Bewegung dürfte noch einige Zeit weiter zunehmen, durch Mund zu Mund-Propaganda und Internet.

Ein Fazit: Die Generation der 25 bis 45 Jährigen war am stärksten vertreten, auch viele Frauen, wohl Mütter. Auch Kinder waren mitgenommen worden. Ein Hauptmotiv des Protestes war die immer stärkere Ausweitung der Impfung – auf ihre Kinder. Die Teilnehmer merken: Obwohl kaum eine Gefährdung von Kindern vorliegt, sollen immer mehr Jahrgänge geimpft werden. Und immer öfter; dritte, vierte Impfung. Wiederholung der Impfungen alle paar Monate. Sie denken zu recht, daß es um die Profite der Pharma-Konzerne geht und nicht um die Gesundheit ihrer Kinder!

Der Protest gegen die Kinderimpfungen kam nicht nur auf den Plakaten zum Ausdruck sondern auch bei den Reden vom LKW der Veranstalter. Es waren Eltern, die ihre Empörung anschaulich zum Ausdruck brachten – ohne linken Jargon.

Und der Ärger und der Unmut ist groß und nimmt wegen der Einschränkungen weiter zu, die Gründe für die Teilnahme sind also nicht nur der Protest „gegen Demokratieabbau“, es dürfte die Form sein, mit der sie ihren Protest über ihre materielle Lage ausdrücken, die immer prekärer wird durch die Coronamaßnahmen. Für Solo-Selbstständige, in Gaststätten Beschäftigte, Gelegenheitsjobber, Kleingewerbetreibende. Wobei es Stammbelegschaften noch relativ gut geht, durch Kurzarbeitergeld!

Ein besonderes Erlebnis war allerdings der kleine Haufen der GegendemonstrantInnen am Rande. Zwischen ihnen und uns ein paar Polizisten. Es waren junge Männer in schwarz, wohl Antifas und zwei Frauen mit Schildern „Omas gegen rechts“. Sie schrien uns an: Nazis, Nazis! Das hatte ich noch nie erlebt! Meine Gefühle? Fremdschämen. Was müssen wohl die 8.000 DemonstrantInnen gedacht haben? Haben sie mitbekommen, daß da viele dabei sind, die sich als Linke ansehen? Falls man „Linkssein“, Sozialismus, Kommunismus in der Bevölkerung diskreditieren will, dann so! Falls diese GegendemonstrantInnen das Schild gesehen haben: „Hat sich der Gehorsam gelohnt?“, – wie werden sie antworten? Fühlen sie sich als Helden, die Flagge zeigen gegen 8.000 Verirrte, Schwurbler und Nazis?

Wenn Linke meinen, diese Bewegung ginge sie nichts an, mit welchen Einschätzungen auch immer: „Das sind Schwurbler, Nazis“, oder: „Das Kernanliegen der DemonstrantInnen ist kein echtes proletarisches“, befinden sie sich auf einem Weg der Selbstisolation – wenn auch in guter Gemeinschaft mit der herrschenden Elite in Politik und Medien.

Info zur Demo: https://www.youtube.com/watch?v=C7v2Bgk3pcA

(Bitte die Reaktionen beachten, meistens haben Frauen hierauf reagiert!)

Alwin Altenwald

3 Replies to “Wieder große Demo der Impfkritiker in Hamburg”

  1. Hallo, war auch da und habe mit einigen Leuten geredet.
    Mir ging es mehr ums Impfen insgesamt als speziell die Kinder.
    Nazis waren tatsächlich zumindest nicht offensichtlich erkennbar, kenne aber auch nicht die Gesichter und Namen und die jeweiligen Netzwerke.
    Esoteriker: waren definitiv vorhanden
    Auch die exzessiven Egoisten.
    Das mit den Kindern ist nachvollziehbar.
    Impfstoffe auch für Africa: meine Meinung
    Pharma verdient zu viel: Zwar richtig, kümmern wir uns aber nach der Pandemie drum.
    Diktatur scheint mir aber komplett überzogen: Wir sind m.E. wohlstandsverwöhnt. Diktatur sieht wirklich anders aus. Bitte mal Nachrichten aus einschlägigen Ländern ansehen.
    „Gegen Demokratieabbau“: abwägbar. Hier stehen z.T. die Grundrechte der einen gegen die der anderen. Schutz der Gesundheit der Mehrheit vs. Schutz der körperlichen Unversehrtheit des einzelnen.
    Das mediale Echo auf diese Demos ist gemessen an der Zahl der Teilnehmer in Relation zur Gesamtbevölkerung gradezu unangemessen groß. Von unterdrückter Meinung kann nun echt nicht die Rede sein, mehr von false balance.
    „Spalten“ ist auch schwierig. Wenn ich was in zwei Hälften teile, habe ich es gespalten. Wenn ich von einem großen Klotz einen kleinen Span abschnitze, eher nicht. Bitte die Proportionen im Auge behalten. Wer sich selbst abspaltet, ist ohnehin selbst schuld.
    Dort aber, wo jemand einen haltlosen Egoismus über das Wohl der Mitmenschen stellt, muss er damit rechnen, dass ihn andere je nach Ausmaß des Egoismus verachten. Freie Meinung haben dürfen, heißt nicht, dass jeder Einstellung mit warmen Worten begegnet wird. Soziale Ächtung ist hier ok.

    In Hamburg scheint mir der Problemschwerpunkt mehr zu sein, dass die Leute die Fakten zu wenig kennen, Risiken im Vergleich schlicht falsch einschätzen, lieber aus dem Bauch entscheiden oder dem egoistischen Liberalismus anhängen.

    Was durchgehend zu wenig gesehen wurde: Es wird nicht gesehen, dass eigene Impfentscheidungen ihre Mitmenschen betreffen und nicht nur Privatangelegenheit sind.
    Grade wo ich oben vom Span am Klotz sprach: Mit Delta wäre ’ne Impfpflicht für Vulnerable und Pfleger nicht zu viel verlangt gewesen gemessen am lächerlich geringen individuellen Risko durch die Impfung. Meine Güte! Der eine Piks, selbst drei. Macht Euch nicht ins Hemd! Ich habe dort Leute rauchen sehen. Wenn’s um meine Gesundheit ginge, würde ich zu allererst damit aufhören, mit dem Saufen am Wochenende, den bunten Pillen unbekannter Herkunft und Zusammensetzung im Club, dem Kiffen, dem Autofahren, dem zu viel Fleisch und Süßes essen.

    Allerdings: Mit Omikron verschieben sich die Gewichte der Argumente deutlich.
    M.E. wäre zumindest anlässlich Omikron ’ne Pflicht überzogen. Lieber sich mit der Entscheidung Zeit lassen (bis März). Da wird Omikron dann schon durchgelaufen sein. Die Pfleger und Ärzte werden bis dahin noch einmal final abkotzen, jeder darf erkranken wie er es für sich selbst schön findet. Wen’s dann doch erwischt hat, soll nicht rumheulen. Angebote gab’s genug.

  2. Meine Erfahrung als Lehrerin ist, dass Eltern oft sehr allergisch reagieren, wenn Vorschläge zur Erziehung gemacht werden. Es ist mit ein Grund, dass ich mich für einen anderen Beruf entschieden habe. Ich traue den Einschätzungen von Eltern bzgl. ihres Nachwuchses nicht. In diesem Land werden Familien mit Kindern vom Gesetzgeber immer noch besonders behandelt im Gegensatz zu unverheirateten und kinderlosen wie mir. Insgesamt ist der Charakter der Demonstrationen doch eher bürgerlich zu verorten. Warum linke Menschen sich damit gemein machen wollen, ist mir ein Rätsel. Wenn auf Demos keine Masken getragen und Abstände eingetragen werden, kann es sich nicht um eine linke Demo handeln, die verhalten sich anders (persönliche Erfahrung).

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