Ein Hamburger Original im besten Sinne – Willi Mittelstädt ist gestorben

    Ein Hamburger Original im besten Sinne – Willi Mittelstädt ist gestorben

    Er war verwachsen mit seinem Stadtteil Billstedt. Er war aber nicht nur dort aktiv sondern er war bei vielen Treffen in der Stadt. Zu unseren Jour Fixes kam er von Anfang an, mischte sich in seiner Art ein!

    Er war eine unerschrockene und kämpferische Natur. Er hatte keinen Respekt vor Fürstenthronen. Er stritt sich mit Autoritäten auf Versammlungen und per mail!

    So behalten wir vom Jour Fixe Gewerkschaftslinke ihn in Erinnerung.

    Er warb in Billstedt für seine Partei, die Linkspartei. Seinen Lebenslauf geben wir wider.

    Er nahm auch teil bei den Treffen der Nachdenkseiten und des Seniorenaufstandes/Rentenzukunft.

    Udo Fröhlich von den Nachdenkseiten würdigte bei der Trauerfeier treffend das Wirken und das Wesen vom Genossen Willi. Auch seine Rede geben wir wieder.

    Lebenslauf Willi Mittelstädt

    Willi Mittelstädt ist am 26. Mai 1941 in Hamburg-Altona geboren. Die Kriegs- und Notjahre verbrachte er mit der Mutter und den beiden jüngeren Schwestern evakuiert in Zarrentin-Mecklenburg und wieder in Hamburg-Altona.

    Sein Vater erzählte ihm später lobend, dass er als kleines Kind schon sicher Bückel essen konnte, trotz der Gräten. Bückel schienen das Grundnahrungsmittel in den Hungerjahren am Altonaer Fischmarkt gewesen zu sein.

    1948 zog die Familie in eine Wohnung in Barmbek, zwischen Ruinen, Trümmern und Nissenhütten Er besuchte brav die 1908 erbaute „Volksschule für Knaben“ Imstedt bis zur sechsten Klasse.

    1954 Umzug nach Osdorf und Besuch der Technischen Oberschule.

    Sein Berufswunsch, Lokomotivführer zu werden, scheiterte an seiner zu schlechten Sehkraft und der in Norddeutschland beginnenden Elektrifizierung. Plötzlich gab es durch die Umstellung von der Dampflok zur E-Lok reichlich Lokpersonal.

    Er entdeckte seine Liebe und seine Neigung für den Einzelhandel. 1971 gründete er sein eigenes Geschäft mutig nach vielen schlaflosen Nächten und einigen hunderttausend D-Mark Schulden. Das Geschäft entwickelte sich erfolgreich und wurde 1976 erheblich vergrößert. Die Ehescheidung und ihre Folgen raubten ihm die Kraft, das Geschäft nach der Auseinandersetzung weiterführen zu können. Er schloss das Geschäft für immer.

    Schwierig war der Arbeitsmarkt für ältere Bewerber bereits damals. In einer großen deutschen Bank fand er einen Arbeitsplatz als Bote.

    Mehr traute er sich nach dem Schicksalsschlag Ehescheidung und Geschäftsaufgabe nicht zu. Ein beruflicher Aufstieg wurde ihm in der Bank verweigert.

    Er blieb Bote bis zur Rente, engagierte sich in der Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit. Allem Spott von der Firma und der Gewerkschaft zum Trotz ließ er einmal seine Rechtsauffassung vom Arbeitsgericht Hamburg überprüfen. Er gewann den Arbeitsgerichtsprozess gegen die große weltweit aktive Bank. Die Gewerkschaftsjuristen hatten ihm den Rechtsbeistand verweigert. Niemand verspottete ihn mehr. Die Bankjuristen mussten ihre Rechtsauffassung korrigieren.

    Im Kirchenvorstand und in der Kreissynode führte er drei Jahre die kleine Oppositionsgruppe, stritt sich erfolgreich mit den Kirchenoberen und half, die Entlassung eines Pastors zu verhindern.

    2017:
    Wolfgang Strauß. Sprecher BO-Billstedt zu Willis Bewerbung zur Bundestagskandidatur

    Willi Mittelstädt unterstützt seit vielen Jahren die Linke in Billstedt und Hamburg-Mitte. Dies ist auf den beigefügten Bildern zu sehen. Willi hat viele Jahre dem Billstedter Wochenmarkt ein Linkes Gesicht gegeben und musste sich dieses Recht teilweise erkämpfen. Willi war viele Jahre im Regionalausschuss Billstedt für die Linke aktiv und ist heute Vertreter der Linken im Beirat des Forums Billstedt-Horn. Er ist im wahrsten Sinne ein Mann aus dem Volk, der aufgrund seiner vorzüglichen Grundgesetz-Kenntnisse sich von dem bisherigen SPD-Volksvertreter des Wahlkreises 18 unterscheidet.

    Das nebenstehende Foto zeigt Willi in Aktion am Billstedter Marktplatz

     

    Willi Mittelstädt: Darum will ich für den Bundestag kandidieren

    Der Bundesverband „Die Tafeln“ schätzt, dass etwa 350.000 Haushalte aus Armut in Deutschland vom elektrischen Strom abgeschaltet sind.

    Versuchen Sie einen Tag ohne elektrischen Strom zu leben und wählen Sie unverändert Johannes Kahrs und die SPD, die Schöpfer des neuen Elends. Fast jedeR ArbeitnehmerIn lebt in Deutschland seit der SPD-Grünen Ära unter dem Damoklesschwert, zwölf Monate vor Hartz-IV zu sein, egal, wieviel Beitrag er in die Arbeitslosenversicherung einzahlte.

    Johannes Kahrs konnte 30.000.000,—Euro aus dem Bundeshaushalt für Hamburgs Olympia-Bewerbung durchsetzen, aber weigert sich, das Flaschenpfand für die Mühsamen und Beladenen um fünf Cent zu erhöhen. Für diese Menschen werden ihm zwanzig Prozent Erhöhung zu viel sein.

    Mein Lebensweg kreuzte sich oft schicksalshaft mit Mühsamen und Beladenen, wie Jesus die Benachteiligten im Kapitel 11 des Matthäus-Evangeliums nannte. Mit der Schaffung von Hartz-IV und Grundsicherung, der Ausdehnung von Leiharbeit und vielen weiteren schikanösen Vorschriften gegen die Ärmsten und schutzlos

    Verleugneten in unserer Gesellschaft sind Millionen Menschen in unserem Volk unglaublich vom Hunger, vom Betteln, und vom Flaschensammeln betroffen. Seit einiger Zeit engagiere ich mich für eine Frau, die auf Null Euro herab schikaniert wurde und helfe ihr bei Behördengängen, wie ich es auch für etliche andere Menschen aus Billstedt getan habe.

    Darum wird einer meiner Schwerpunkte bei den vielen politischen Baustellen ein Sanktionsverbot gegen Hartz IV Empfänger sein und langfristig Hartz IV ganz abzuschaffen.

    Die gesamte Sozialpolitik, die Schuldenbremse, das Ungleichgewicht im Mietrecht, Tierschutz, Bundeswehr als Verteidigungsarmee gemäß Artikel 26,1 GG, endlich ein wirkliches Streikrecht, nachdenken über ein politisches Streikrecht und dem Volk endlich die im Artikel 20,2 GG garantierten Abstimmungen zu ermöglichen, wären spezielle Interessengebiete für mich im Wahlkampf und im Bundestag.

    Im Wahlkampf muss es der Linken gelingen, die anderen neoliberalen Parteien zu demaskieren.

    Martin Schulz, ein heutiger Rattenfänger, nur statt der Flöte mit SPD-Versprechungen muss entzaubert werden. Der SPD-Direktkandidat im Wahlkreis 18 Johannes Kahrs engagiert sich als Mitglied im konservativen und neoliberalen Seeheimer Kreis bisher nicht für Verbesserungen im sozial- und gesundheitspolitischen Bereich. Es muss deutlich werden, dass die SPD unverdrossen Positionen gegen die Interessen des Volkes vertritt und diese möglichst noch vor der Wahl durchsetzen will. Mit Finanzierungstricks sollen die Autobahnen bald privatisiert werden und CETA endlich ganz leise zu unser aller Schaden in Kraft treten. Warum arbeitet die SPD schon seit Jahrzehnten zum Nachteil der BürgerInnen?

    Ich würde die Worte aus dem Artikel 38,1 des Grundgesetzes als Auftrag ernst nehmen: „Vertreter des ganzen Volkes“ zu sein.

    Hamburg, den 05. März 2017 © Willi Mittelstädt

    Udo von den Nachdenken-Seiten schreibt:

    Liebe Freundinnen und Freunde der NachDenkSeiten (NDS),
    liebe Interessierte des NDS-Gesprächskreises Hamburg,

    viele von uns, die schon etwas länger dabei sind, haben ihn gekannt. Er glänzte mit seinem Wissen, war bibelfest und fast immer spitzbübisch ironisch. Gelegentlich musste ich ihn moderierend ausbremsen, gerade wenn Neue unter uns waren, die Willi eben noch nicht kannten. Willi, einer aus dem Quintett aus den Anfängen des GK in Hamburg, ist im Alter von 82 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit und einer Odyssee an Krankenhausaufenthalten von April bis August gestorben.

    Die ihn kannten, wussten um seine Empathie für die Schwachen. Seine Lebenslauf war facettenreich und in Kindertagen geprägt von den Bombennächten in Hamburg. Das lies ihn zum Friedensfreund werden, der für seine Ansichten zahllose Mails auch an ganz große Prominenz schrieb. Ich habe in CC alleine annähernd 1.200 seine oft sehr kunstvoll geschriebenen Kurzgeschichten erhalten. Ich vermisse seine Kunst, politisches Unvermögen humorvoll und damit die verletzende Spitze zu nehmen, schon jetzt.

    Willi wird nächsten Montag auf dem Friedhof Ohlsdorf nach einer Trauerfeier beigesetz

    One Reply to “Ein Hamburger Original im besten Sinne – Willi Mittelstädt ist gestorben”

    1. hallo, ich bin inge raudszus geb. mittelstädt. ich bin 90 jahre alt und seine
      cousine. unsere beiden papas waren brüder. willi war als kleiner junge oft bei uns am bornkampsweg. wir haben in osdorf im schuhhaus von papa fiete und tante hanne viel zeit verbracht.
      seine beiden schwestern edith und helga leben in australien. leider hatte ich die letzten jahre keinen kontakt mit willi, da ich nach spanien ausgewandert war.
      nun bin ich wieder im kalten deutschland. ich bin sehr traurig

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