Die Meinung eines GDL-Kollegen
von der Berliner S-Bahn zum Streik bei der BVG

 

Wir fragten einen aktiven GDL-Kollegen, der bei der Berliner S-Bahn arbeitet:

„Gibt es von eurer Seite Solidarität mit den streikenden BVG/BT-Arbeitern, die ja wohl beträchtlich unter dem Lohnniveau der S-Bahner liegen? Die S-Bahn ist ja fast sowas wie ein Streikbrecher in der momentanen Situation. Wie wird das denn bei euch diskutiert?“

Er schreibt uns:

Es gibt viel Solidarität von uns S-Bahnern mit unseren BVG/BT KollegInnen (BR ist Berlin Transport) und das sogar schriftlich. Eine Info dazu gab es auch in einer Ansprache eines Kollegen auf der zentralen Verdi Streikversammlung beim BVG/BT Streik am 15.02.2019. 

Aber ist es denn ein politischer Streikbruch, als GDL‘er und S-Bahner den Streik einer sozialpartnerschaftlichen Verdi-Führung nicht aktiv zu unterstützen?  Viele S-Bahn KollegInnen haben sich im Vorfeld des Streiks darüber ausgetauscht, dass sie sich mit den KollegInnen bei der BVG/BT kompromisslos solidarisieren, jedoch in der Verdi Führung keine Hoffnung auf einen Erfolg des Streiks zu sehen. Eine Erkenntnis, die sich unter den GDL Mitgliedern breit macht. Was die GDL Führung IHREN Tarifabschluss nennt, nennen immer mehr KollegInnen den Abschluss, oder besser gesagt das Ende ihres Vertrauen in die GDL Führung.

Klar ist natürlich auch, dass bei einem Streik bei den Verkehrsbetrieben in Berlin, mit seinen massiven Auswirkungen und einer internationalen Aufmerksamkeit, sich auch wieder viele politische Aktivisten zu Wort melden. „Ohhh, toll … ein Streik … in einem Betrieb … “. Auch die politischen Aktivisten im Betrieb stürzten sich logischerweise auf diesen Verdi-Streik im eigenen Hause und versuchten ihn, bei aller Kritik an Verdi, zumindest medial für sich zu erobern. So auch am 15.02.2019 in Berlin.

Doch die Streikkontrolle hatte noch immer die sozialpartnerschaftliche Verdi-Bürokratie. Sie rief den Streik aus und sie beendete ihn auchwieder. Was dazwischen passiert, ist der Bürokratie wohl mehr oder weniger egal. Dampf ablassen, dass war wohl der Zweck des BVG/BT-Streiks.

Dampf der sich gegenüber dem BVG/BT Management aufgebaut hat und wieder in die Hände von Verdi kanalisiert werden sollte, aber auch Dampf ablassen gegenüber der Verdi-Bürokratie, die über Jahre hinweg alle Verschlechterungen und Spaltungen im Betrieb widerstandslos hingenommen hat und nun wieder als die starke Kraft da steht.

Bereits eine Stunde nach dem Streik versinken viele KollegInnen in den Erinnerungsmodus, wie heftig und groß doch ihr Streik war. In dieser Rolle gefallen sich über Monate oder Jahre  viele ArbeiterInnen, aber insbesondere die Funktionäre der Gewerkschaften. Denn so kann man viel besser polarisieren und propagieren, ohne dabei etwas zu riskieren und sich dabei die Hände schmutzig zu machen. Es ist also kein revolutionärer Streik bei der BVG/BT in Berlin gewesen, dem sich kompromisslos alle ArbeiterInnen und Branchen in diesem Land anschließen sollten. Es ist nur wieder ein Stellvertreterstreik der Gewerkschaftsbürokratie, der diesmal jedoch stärker als bisher von betrieblichen Aktivisten genutzt wurde, um ihre Position im Betrieb zu stärken.

Die Solidarität der S-Bahner mit ihren BVG/BT KollegInnen in Berlin ist groß. Es gibt viele private und betriebliche Kontakte untereinander.

Anmerkung: Berliner S-Bahn-Beschäftigte sind in der GDL und EVG organisiert, Beschäftigte der BVG bei verdi.

Meine Kollegen und Freunde von der BVG im Interview beim RBB-Berlin: >

https://de-de.facebook.com/verdi.aktiv.basis/videos/2075518819207271/

Die Berliner Morgenpost zu BVG-Streik

https://www.morgenpost.de/berlin/article216416213/Streik-bei-der-BVG-Am-Freitag-fahren-in-Berlin-keine-U-Bahnen-Busse-und-Trams.html

Solischreiben der GDL-Ortsgruppe S-Bahn Berlin an die Streikenden:

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